Alte mechanische Schreibmaschine. Auf dem eingespanntem Papier steht getippt "Accessible Web"
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Barriefreiheit

Warum Barriefreiheit bei Websites wichtig ist

Jürgen Michael Kindler | 09.02.2014

"Barrierefreiheit ist für zehn Prozent der Bevölkerung unentbehrlich, für 40 Prozent notwendig und für 100 Prozent komfortabel und ein Qualitätsmerkmal."
(Quelle: Bundeswirtschaftsministerium: Faktenblatt 4, 2010, S.2)

Barrierefreiheit im Internet bedeutet, dass Websites so gestaltet werden müssen, dass sie auch von Menschen mit Beeinträchtigungen uneingeschränkt genutzt werden können.

Für Website-Betreiber gehört eine barrierearme oder barrierefreie umgesetzte Website nicht nur zum guten Ton. Websites, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden, müssen nach der Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (BITV) erreichbar sein. Dies gilt insbesondere für Websites von Bundeseinrichtungen.

Die BITV basiert wiederum auf den Web Content Accessibility GuidelinesWCAG 1.0 der Web Accessibility Initiative. Die BITV geht jedoch über die WCAG hinaus, indem nicht nur technische Aspekte, sondern auch die Prinzipien der Zugänglichkeit und die Wahrnehmbarkeit berücksichtigt werden.

Die vier Prinzipien der Zugänglichkeit

Im Sinne der Barrierefreiheit gibt es wichtige Prinzipien, die bei der Konzeption, Gestaltung und Umsetzung von Websites beachtet werden sollten:

  1. gute Wahrnehmbarkeit
  2. gute Bedienbarkeit
  3. gute Verständlichkeit
  4. Robustheit

1. Gute Wahrnehmbarkeit

Die Wahrnehmbarkeit wird durch die verwendeten Schriftarten, Schriftgrößen, Farbe und Kontrast beeinflusst. Die Schrift sollte immer über die eingebauten Browserfunktionen von dem Leser skaliert werden können.

Farbe und Kontrast haben für fehlsichtige Mitmenschen eine besondere Bedeutung. Die Farbblindheit ist weiter verbreitet als allgemein angenommen. Während beispielsweise für normalsichtige Menschen rote Schrift auf grauem Untergrund gut wahrgenommen werden kann, ist dies bei Rotblindheit nicht der Fall. Rot wird in diesem Fall als grau wahrgenommen. Je dunkler der graue Hintergrund, desto schlechter ist der rote Text lesbar.

2. Gute Bedienbarkeit

Für eine gute Bedienbarkeit ist ein Navigationskonzept nötig. Die Bedienbarkeit muss sowohl mit der Maus, als auch mit der Tastatur und Touch-Screen gewährleistet sein. Die Beachtung der Größe der Schaltflächen und das Nichtvorhandensein des beliebtem Mouse-Over-Ereignisses zum Aufklappen von Menüs sind für touchbasierte Geräte besonders wichtig. Skip-Links (Sprungmarken) und ein linearisierter Textaufbau erleichtern die Navigation per Tastatur.

3. Gute Verständlichkeit

Kurze, knapp formulierte Texte sind leichter verständlich als verschachtelte Satzungetümer. Geisteswissenschaftliche oder juristische Texte sind eher ein schlechtes Beispiel für Verständlichkeit.

Leichte Sprache

Für Menschen mit Lernschwierigkeiten gibt es eine besondere Schreibtechnik - die leichte Sprache. Wortwahl und Satzbau sind besonders einfach gehalten. 

Gebärdensprache

Was den meisten Normalhörenden nicht bekannt ist, ist, dass für gehörlose Menschen, die mit der Gebärdensprache groß geworden sind, Schrift auch als Fremdsprache gilt (Gebärden sind Phrasen und keine einzelnen Wörter). Dies ist der Grund warum auf neueren, vom Bund geförderten Websites im Kopf der Seite zwei Links enthalten sind, die auf je eine Seite mit leichter Sprache und einem Video in Gebärdensprache verweisen.

4. Robustheit

Inhalte sollen immer zuverlässig interpretiert werden können. In diesem Kontext bedeutet "Robustheit":

  • Kompatibilität mit aktuellen und zukünftigen Benutzeragenten
  • Kompatibilität mit aktuellen und zukünftige assistierenden Techniken